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Der Reiseblog - Oktober - Dezember 2014

Nahrungsaufnahme

Unser fahrendes Einfamilienhaus ist mit allem Nötigen ausgestattet. Auch küchenmässig ist alles vorhanden: Herd, Kühlschrank, Gefrierer, Heisswasser, Wasserkocher, Toaster, Mikrowelle und (besser als zu Hause) einem Dampfabzug! Gerade über dem Fenster angebracht! So etwas sinnloses. Statt dass die Düfte die Campingnachbarn direkt eifersüchtig machen, werden sie noch durch einen Filter geblasen. Gut, jedes zweite Mal geht statt der betörenden Düfte der nicht stumm schaltbare Rauchmelder los.

Trotz der guten Infrastruktur (ausser der miesen Bratpfanne) halten wir uns speisetechnisch an das Altbewährte. Liegt es am Woolworth? Trotz der riesigen Verkaufsflächen kaufen wir die immer gleichen Lebensmittel. Gurken, Rüebli, Nüdeli, Käse gehören standardmässig dazu und natürlich auch die vorgeschnittenen Waschlappen-Brote für den Toaster. Vielleicht liegt es auch am Essverhalten unseres Jüngsten. Sobald er nach einem Ausflug unser Häuschen betritt ertönt ein markdurchdringendes „Hunger!“. Und wie es bei einem Vierjährigen üblich ist, muss das Bedürfnis gerade hier und jetzt und sofort gestillt werden. (Wie übrigens auch der Ausruf „Bisi“, bei dem alle alles fallen lassen müssen, notfalls auf den Pannenstreifen gefahren wird und Support geleistet werden muss: Dem zappelnden Kind die Hosen runter reissen, ihn ans WC, den nächsten Baum oder wo auch immer hinstellen und das reinigende Tüchlein hinhalten.) 

Zurück zur Nahrungsaufnahme: In der schlechten Bratpfanne darf natürlich nicht ein gutes Stück Fleisch fehlen. Die lustig vor dem Fenster herumhüpfenden Kängurus haben sich da als besonders schmackhaft erwiesen. Wir nehmen's pragmatisch.

In jedem öffentlichen Park (und von denen gibt es viele) steht zudem eine oder mehrere Barbecue-Stationen. Hier kann gratis eine meist elektrisch betriebene Brutzelplatte aktiviert werden. Ausser an den Wochenenden wo die Platten von Geburtstagspartys und Familienfeste belagert sind, stehen sie meist verlassen neben dem Spielplatz. Ab und zu braten wir unser totes Tier (und totes Gemüse) auf diesen Stationen. Das einzige was wir bis jetzt nicht herausgefunden haben: Wie putzt man ein solches Ding. Die Aussies scheinen da ein wohl gehütetes Geheimnis zu haben. Das gleiche Problem haben wir nämlich mit unserer Bratpfanne. Mit dem üblichen Werkzeug sind wir chancenlos. So bleibt uns nach dem Gebrauch nur das schlechte Gewissen, weil wir das Ding mit deutlich eingebrannten Gebrauchsspuren zurücklassen müssen.   

Kinderphilosophie 

Beda schaut am Morgen aus dem Fenster: „Papi, die Welt dreht heute nicht.“ 
Ich: „Weshalb denn?“ 
Beda: „Am Himmel bewegen sich die Wolken nicht.“
Es ist ein strahlend blauer, wolkenloser Tag

Anouk hat begriffen, dass wir auf der anderen Seite der Erdkugel sind und die Schweiz unter unseren Füssen liegt. Zusätzlich dreht sich das Ganze noch. 
Anouk: „Papi, in der Nacht schlafen wir auf dem Kopf.“

Und noch einer:
"Papi, wenn du mit der Karte zahlst, dann gehört das Geld nachher dem Computer"

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Pinguin Parade

Nach den eindrücklichen Felsen der Great Ocean Road machen wir einen kleinen australischen Hopser zur Philip Island (mehrere Stunden Fahrt - Beda spielt mit den Autos, Anouk hört Geschichten, Chrigel schreibt, navigiert oder diskutiert oder alles gleichzeitig und Astrid steuert unseren Truck und trinkt Kaffee)

(dieses Bild habe ich leider nicht selber gemacht, Fötelen an der Parade verboten!)

Auf Philip Island wollen wir die Pinguin Parade anschauen. Es muss ein ziemlicher Event sein, wenn die Pinguine beim Eindunkeln über den Sandstrand watscheln und sich dann im Gebüsch ihren Küken widmen oder kinderlose Pinguine die sich alleine in ihre schützende Höhle zurück ziehen. Das Naturschauspiel ist, wahrscheinlich wegen der Nähe zu Melbourne etwas  grösser aufgezogen als alles was wir schon gesehen haben. Das Visitor Center ist ein mächtiger Bau, der den Strand vor unbezahlten Blicken abriegelt. Dahinter dann breite Holzstege über das durchlöcherte Buschland die zum Strand hinunterführen. Dort gibts Triage, Die VIPs rechts, Fussvolk links. Wir gehören zu den letzteren und kommen zu zwei riesige Tribünen für ca. 1000 Leute die zum Strand gerichtet sind. Eine Stunde vor dem grossen Auftritt der Pinguine ist die Tribüne trotz orkanartigem Wind schon gut gefüllt. Die Nacht bricht langsam an, die Spannung im Publikum steigt. Ist das dort im Halbdunkeln bereits einer der Zwerge der sich in der Brandung für seinen Auftritt bereitmacht? Die einzige Pinguinart die in Australien sesshaft ist, heisst „Little Pinguin“ und wird ausgewachsen etwa so klein wie eine Weinflasche. Die Schatten im Wasser verdichten sich und schon wackelt das erste Grüpplein Pinguine über die Strandbühne. Bei jedem Watschelschritt blitzt der weisse Bauch kurz auf. Damit sie nicht umkippen, strecken die knuddligen, herzigen Pinguinen ihre Stummelflügel beim laufen weit nach hinten. Vier, fünf Grüpplein beglücken so das Publikum, danach ist schon fertig. Die Szenerie wirkt etwas zu gross geraten für die putzigen Tierchen. Wahrscheinlich 500 der 700 Pinguine (sie werden jeden Abend gezählt) haben sich bei der VIP Lounge vorbeigedrückt.

Hinten aber, bei den Holzstegen kann man die Tiere von nahe beobachten. Die Küken kommen aus ihren Löchern und suchen ihre Mamas und Papas. Beim Zurücklaufen begleiten wir einen der Rückkehrer den ganzen Steg entlang. Nur ein Maschenzaun trennt uns von dem putzigen Tierchen. Astrid und Beda können sich nicht satt sehen und müssen von den Rangern als letzte noch zurück in den Souvenirshop getrieben werden. Ich denke, die Macher haben es hier gut geschafft, Massentourismus mit naturnaher Beobachtung zu verknüpfen. Bei den Menschenmassen und den saftigen Eintrittspreise ergibt sich so ein guter Batzen für die Pinguinforschung. Wir sind froh, den Abstecher auf die Insel gemacht zu haben. 

Die Kinder legen wir noch auf dem Parkplatz in ihre Bettchen, nehmen noch ein Glace aus dem Gefrierer und bleiben gerade da - praktisch, so ein Schneckenhaus. 

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Die Bilder sind vom Rest der Insel.

Melbourne

Nach so viel Natur sind wir etwas grosstadtscheu geworden. Und so fahren wir mit gemischten Gefühlen Richtung Hochhäuser von Melbourne. Da wir keine Gebühr bezahlt haben, meiden wir die Schnellstrasse und kurven, von der Karten-App geleitet durch die Quartiere.   Plötzlich werden wir vor einer Unterführung gewarnt. Zu spät, wir stehen mit unserem 3.5 Meter hohen Gefährt vor einer 3.3 Meter hohen Unterführung. Peinlich. Die Schlange hinter uns wird lang und länger. Ich muss aussteigen, den Verkehr anhalten und Astrid muss auf der Gegenfahrbahn unser Monster rückwärts aus dem Schlamassel fahren. Die Nerven sind etwas gereizt, aber auch diese Situation meistern wir heldenhaft und nach ein paar Ausflügen durch Quartierstrassen und Sackgassen landen wir sicher im einzigen Campingplatz   der Stadt mit ÖV-Anschluss.

Der Anschluss erweist sich am nächsten Morgen als etwas tricky. Zuerst fährt uns der Quartierbus gerade vor der Nase ab. Dann wird der „fifteen Minutes walk“ zur Tramendstation zur stündigen Wanderung durch’s Quartier. Das Zentrum der Stadt ist im Verhältnis zur Höhe der Häuser ziemlich klein.

Im Zentrum dann als erstes - na was wohl? - Tierchen! Das Sea World zeigt alles was sich unter Wasser tummelt. Riesige Becken mit Tunnels zum unten durchlaufen mit unheimlich grossen Fischen. Haifische zum fürchten, Rochen so gross wie ein Sombrero und Riesenkrabben. Überraschend ist die Kinderaktivität. Die Kleinen können an Ikeatischchen Fische und Quallen ausmalen und sie dann an einer Scanstation einlesen. An einer Videowand schwimmen dann ihre selber gemalten Tiere im Schwarm mit anderen. Wirklich  überzeugend und wirkungsvoll gemacht. Als Medienpädagoge hüpft mir das Herz. Am Schluss der Tour kommen wir in eine grosse Halle wo echte Königspinguine leben. Auf tonnenweise künstlich hergestelltem Schnee stehen die Tiere herum, kümmern sich um ihre Jungen oder gehen ein wenig in den Pool schwimmen. Ich finde es grossartig, Astrid eher grenzwertig.

Da wir den Sonnenuntergang erleben möchten ist es für den Blick auf die Stadt runter noch etwas zu früh und wir schlendern durch die Gässchen, hören Strassenmusik und schlürfen Kaffee. Die Stadt gefällt. Hier wäre es lebenswert. Vielleicht zieht es ja einen unserer Freunde hierher den wir dann ganz oft besuchen gehen könnten.

Zum Eindunkeln fahren wir in den 88. Stock des Eureka Towers Der Lift ist so schnell, dass Anouk keine Chance hat, bei der Stockwerksanzeige mitzuzählen. In nicht einmal einer Minute sind wir oben. Der Blick ist atemberaubend, Häuser und Plätze wie Spielzeug. Wir warten zusammen mit hunderten anderen auf den Sonnenuntergang und fötelen was das Zeug hält. Im Lichtermeer dann gefällt die Stadt uns fast noch besser. Zurück zum Camping müssen wir die müden Kinder tragen. Zumindest kennen wir jetzt den direkten Weg durch die Furzer-street, was Beda zu noch ganz anderen Strassennamen inspiriert.

Am nächsten Tag dann der Befreiungsschlag. Wir gehen ohne Fotoapparat in die Stadt und verbringen einen Tag inkognito.

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Ein charmantes Nest

Die letzte Woche unserer Reise verbringen wir noch einmal in der Wärme, südlich von Brisbaine. Gerade eine grossstädtische Ausstrahlung versprüht Brunswick Heads nicht. Es ist ein schnuckeliges Provinznestchen. Kleine Läden drängen sich im Zentrum aneinander. In der Info war die Dame gerade etwas überfordert mit der Frage was denn im Dorf diese Woche los sei. Den Lottoabend lassen wir aus. 

Wir sind schon fast Aussies geworden. Jedenfalls haben wir für die nächste Woche eine Einheimischen-Villa bezogen. Mit allem drum und dran. Riesen-TV in Stube und Schlafzimmer, Riesen Kühlschrank und Vierfach-Toaster in der Küche. Es ist ein biederes Backsteinhäuschen mitten im Wohnquartier.

Erkundungsspaziergang zum Dorf und Strand. Eine kleine Chilbi mit etwas heruntergekommenen Bahnen steht für’s nächste Fest bereit, aber niemand kann uns sagen wann es stattfindet. Vielleicht heute, vielleicht morgen. Am Brunswick River finden wir einen kleinen Strand wo bereits unsere erste Sandburg steht.

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Ausflug ins urbane Leben

Heute Samstag fährt in Brunswick Heads für lange Zeit der letzte Bus. Sonntag ist laut Fahrplan busfrei, in den australischen Sommerferien die morgen beginnen gilt der Sonntagsfahrplan. Blöd. Deshalb beschliessen wir für heute einen Ausflug nach Byron Bay.

Im Stau vor Byron Bay erklärt uns der Busfahrer, dass es dort sehr viele Leute habe, er wisse aber eigentlich auch nicht was die da alle machen. Nun, wir werden es gleich sehen. 

An diesem regnerischen Tag erwartet uns tatsächlich ein ziemliches Gedrücke. Entlang der Strasse wechseln sich Kebab-Buden ab mit Boutiquen und veganer Küche. Unser Hunger treibt uns in eine französische Bäckerei mit antiken Schwarzweissfotos von Eifelturm und Champs Elisée. Die urbanen Leute sind für uns nach der langen Zeit auf Touristenpfaden und in der Einsamkeit ungewohnt. Statt Fotoapparate am Bauch scheinen die Leute hier alle eine Message zu haben. Ob mit Tätowierung, extravaganter Kleidung oder Surfbrett unter dem Arm scheinen sie mir zuzurufen „Hey schau mich an, ich habe ein interrressantes Leben.“
Nur die leeren Blicke der Falaffel kauenden Mittzwanziger am Nebentisch irritiert mich etwas.
Ich komme ins Grübeln. Ist mein Leben eigentlich spannend? Die Frage ist rhetorisch und bleibt deshalb unbeantwortet. Midlife-Crisis?

Stattdessen machen wir uns zu Fuss auf den Heimweg. Byron Bay liegt nämlich am gleichen Strand wie Brunswick Heads. Der Spaziergang wird zur Geduldsprobe. Immer die Mole von Brunswick Heads in Sicht sind wir nach vier Stunden(!) geradeaus auf dem Sand mit permanentem Meeresrauschen auf dem rechten Ohr immer noch nicht am Ziel. Es ist bereits dunkel als wir mit müden Beinen nach fünf Stunden im menschenleeren Kaff eintreffen. Überraschenderweise ist die Chilbi geöffnet. Anouk und Beda dürfen noch auf der antiquierten Reitschule zu Preisen wie im Albisgüetli eine Runde drehen. Das Bingo-Zelt lassen wir links liegen und humpeln todmüde ins Bett.

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