Spontaner Schulbesuch am letzten Tag in Sri Lanka
Das Dorf
Eigentlich wollten wir am letzten Tag in Sri Lanka nur noch unsere Postkarten bei der Post abgeben. Aber wie schon oft auf dieser Reise kommt es anders als wir denken. Bereits zum dritten Mal fahren wir mit unserem Tuktuk an der grössten Tuktukfabrik des Landes vorbei. Durch die Gitterstäbe des gesicherten Fabrikgeländes leuchten uns reihenweise die farbigen Wägelchen entgegen. Beda ist begeistert. Im Dorf dann erst einmal Post suchen. Aber nirgends sehen wir etwas das nach Poststelle aussieht. Unser Fahrer bringt uns am Ende zu einem Haus mit unscheinbarem Tresen zur Strasse. Kein Zeichen, nix deutete darauf hin dass unsere abgegebenen Karten ins internationale Postsystem weitergeleitet werden.
Dann wieder mal Futtersuche für die Kleinen. Vis a vis unseres Ladens ist gerade Schule aus und hordenweise starren die schuluniformierten Mädchen und Knaben auf unsere Kinder, die etwas irritiert am Röhrli ihres Schoggidrink saugen. Gwundrig gehen wir zum Schultor, von wo immer mehr dieser in weissen Röcklein und Krawatte steckenden Menschlein herausströmen. Der Wachtmann(!) beim Tor lässt uns gegen den Strom passieren.
Die Schule
Drinnen im Hof geht es geordneter zu und her. Die verschiedenen Klassen mit 6 bis 16 jährigen Kindern (Das ist die obligatorische Schulzeit in Sri Lanka) stehen in Zweierreihen bereit zum Abmarsch durch das Tor. Die jüngeren Reihen werden von einem älteren Kind angeführt. Nach einem unsichtbaren Plan darf eine Klasse nach der anderen am Schuldirektor und einer Tafel mit dem Schulmotto vorbei ins Freie.
Wir zählen 30 bis 40 Kinder pro Klasse. Mädchen und Knaben sind getrennt, sonst verpassen sie den Schulstoff. Auf dem Geländer werden 2000 Kinder unterrichtet. Die Schulzimmer haben, auch wegen der Hitze, keine Fenster sondern sind vergittert. Lampen fehlen ganz und so ist es in den Zimmern auch tagsüber ziemlich düster. In diesen Verschlägen stehen 40 Einzelpulte mit farbigen Stühlen. Der Lehrer steht vorne und unterrichtet. Zu mehr reicht der Platz nicht. Keine Gruppenarbeiten, keine Abwechslung. Das Gitter vom Mathematikzimmer ist als einziges verriegelt. Dort hat es Massstäbe, Gewichte und Gefässe drin. Das ist das ganze Schulmaterial mit dem sie auskommen müssen. Die Schulhefte trägt jeder bei sich. Bei den anderen Zimmern stehen die Gittertüren offen.
Witziges, nicht zu übersehendes Detail: Die Periodentabelle der chemischen Elemente ist riesengross an eine Hauswand gepinselt. Da ist es ein leichtes, bei einer Prüfung vom gegenüberliegenden Schulhaus aus zu spicken.
Als wir mit unseren zwei Kleinen im Hof erscheinen, kommen die Zweierreihen arg durcheinander. Alle schauen und kichern. Im hinteren Teil der Anlage sitzen immer noch Schüler in ihren Verschlägen. Wir gehen näher und fragen ob wir reinschauen dürfen. Es läuft Englischunterricht als Zusatzfach. Die ca. 15 jährigen Schülerinnen und Schüler sitzen lachend in ihren Bänken. Rechts die Knaben, links die Mädchen. Mit unserem Erscheinen ist es aus mit geordnetem Unterricht. Die Kids sind kaum zu halten. die Lehrerin erklärt, dass die Kinder mit uns sprechen wollen. Mutig stehe ich vor sie hin und beginne die Konversation mit einem "Hello, I am from Switzerland." - verlegenes Lachen. Die Lehrerin sagt, dass die Schüler Fragen stellen wollen - in den Bänken nur kichern. Ein paar Sätze weiter bricht die Lehrerin ab. Die Kinder verstehen einfach mein Englisch nicht. Ich behaupte nicht, das lupenreinste Englisch zu haben, dennoch wage ich zu behaupten dass mein Englisch näher bei Oxford liegt als ihres. Offenbar ist es aber zu weit weg von ihrem Indisch-Englisch. Ihr Dialekt tönt für uns sehr lustig.
Plötzlich setzt wieder einmal der Monsun-Regen ein und im Lärm der niederstürzenden Wassermassen wird die Verständigung schwierig. Durch ein Loch im Dach tropft der Regen auf das Lehrerpult. Wir bedanken uns für den Besuch und werden bei den paar Schritten über den Platz total durchnässt. Unterdessen ist unser Tuktukfahrer uns suchen gegangen und rettet uns direkt auf dem Schulhof vor der Sintflut. Ab ins Hotel!
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