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Die Sri Lankische RhB

Die Sri Lankische RhB

Wie bereits geschrieben, bin ich mit Beda gestern im Zug von Badulla nach Ella gefahren. In der 3. Klasse ist das ein Erlebnis: Da werden neben Menschen Fernseher, Reissäcke und Rasentrimmer transportiert. Obwohl der Zug schwach belegt war (vielleicht eine Folge der 8 Zysternenwagen mit Benzin im vorderen Teil des Zuges) gab es viel zu sehen auf der einstündigen Fahrt. Allerdings schlief Beda vor lauter Eindrücke-Overkill nach einer Viertelstunde ein. Eineinhalb Billette kosteten für diese Fahrt umgerechnet 30 Rappen, ganz im Gegenteil zur Weiterfahrt nach Kandy, die ungefähr 50 Franken kostet. Der Bahnbeamte überschwatzte mich bei der Reservation zur Fahrt in erster Klasse, nachdem der Observation-Wagen bereits ausgebucht ist. Dafür erhalten wir von ihm statt der romantischen RhB Kartonbillettchen einen echten Computerausdruck mit Platznummern und so.

Bei Einstieg schon merken wir den Unterschied. Der Wagen ist deutlich abgetrennt von der Holzklasse, bunt bemalt und zwei nette Jüngllnge, edel mit Hemd und Krawatte (inklusiv Nadel) verkleidet, helfen uns, die Rucksäcke einzuladen. Wir sind die einzigen Passagiere neben einem Kanadier mit riesiger Kamera und Sri Lankischen Wurzeln. Wie im Flugzeug offerieren uns die Jünglinge ein gekühltes, klinisch sauber verpacktes Erfrischungstüchlein, überreicht von einer in Plastikhandschuh steckenden Hand. Sind wir hier nichtsahnend in einem Ebolagebiet gelandet? 
Hoffentlich gibt es nicht wie bei Emirates 
tolle Geschenke für die Kleinen, die uns auf der weiteren Reise begleiten! Der Wagen ist von einer Klimaanlage vom Bergklima runtergekühlt auf Kühlfachtemperatur. Zum ersten Mal auf unserer Reise trage ich meinen Faserpelz. Die Energie für den fahrenden Kühlschrank kommt von einem stinkig lärmenden Dieselgenerator der in unserem Erstklasswagen mitfährt. Vorne im Wagen laufen auf zwei grossen Screens tonlose Filme. (Der Ton kommt vom Dieselgenerator.) 

Wir schauen aus dem Fenster und geniessen die herrliche Landschaft. Zwischen den Hügeln mit Teeplantagen ackern Bauern in ihren Gemüsefeldern. Astrid hüpft das Herz vor lauter spriessenden Rüebli, Chabis, Tomaten, Bohnen und Kartoffeln. Zwischen den Teebüschen erheben sich immer wieder grosse Teefabriken, die an Tösstaler Webereien erinnern. Überbleibsel aus dem Kolonialismus. Wir knipsen, die Kinder schauen mit - die ersten 10 Minuten. Dann ist der Bewegungsdrang grösser und sie beginnen turnenderweise den Wagen zu erkunden. Der Kanadier findet jööö, die eingepackten Jünglinge machen mit, soweit es ihre Rolle zulässt. Sechs Stunden Reise stehen uns noch bevor. Wir wechseln ab mit Uno spielen, tonlose Filme schauen, iPad spielen und dazwischen wird sogar noch ein ganz passables Flugzeug-Essen und ungeniessbarer Kafi serviert. Vor lauter Langeweile entdecke ich, dass der Wagen sogar Wifi hat. So können wir uns online bereits etwas auf unser Ziel Kandy einstimmen. 
In der Hälfte steigt eine Deutsche Reisegruppe zu, die gleich den ganzen Wagen füllt. Ohne rassistisch sein zu wollen, finde ich Deutsche Gruppenreisen etwas vom Schlimmsten auf Erden. (Nicht zu verwechseln mit Deutschen an sich, die ich die meisten sehr sympathisch finde!) Kurz nach der Abfahrt müssen wir zusehen wie drei einsame, etwas unvorteilhaft gekleidete Damen laut wiehernd um die Gunst ihres Sri Lankischen Reisebegleiters buhlen. Dieser scheint sich für die Spindeldürre entschieden zu haben, die mit ihm glücklich strahlend an der offenen Türe des fahrenden Zuges stehen darf.

Am Umsteigebahnhof empfängt uns statt des Anschlusszuges der strömende Monsun. Wir hechten in das erstbeste Tuktuk und lassen uns damit die lange Strecke bis vor das ausgewählte Hotel chauffieren.

 

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