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Auf der Suche nach dem Leopard

 

20. Oktober 2014

Nun sind wir in den kühleren Bergen und ich habe Zeit, in den Nachmittags-Monsun-Stunden die Erlebnisse der letzten Tage zu verarbeiten.

Bus fahren

Wir wagen es und steigen mit allem Gepäck in einen der öffentlichen Busse. Wir sitzen in den hinteren Teil. Dort soll die Überlebenschance wesentlich höher sein als vorne. Der Fahrerbereich ist zu einer Art Tempel geschmückt. Blumengirlanden, Budabilder und wieder überall farbig blinkende LED-Lämpchen. In der Mitte der goldene Schrein, eine Box mit Glastürchen und dahinter der Autoradio! Auch wenn Türen, Blinker und andere Nebensächlichkeiten schon lange nicht mehr funktionieren, gehören Autoradio und Hupe zur Grundausstattung jedes Busses, auf die nicht verzichtet werden kann. Die Passagiere werden mit dröhnender Musik bei Laune gehalten und ein Bildschirm mit Musikvideos soll den Blick von der Strasse ablenken. Wer es trotzdem wagt, erlebt ein Spektakel von überholen, überholt werden und haarscharfen Kreuzungsmanövern. Trotzdem herrscht auf der Strasse keine aggressive Stimmung. Jeder lässt jeden leben und versucht seine optimale Reisegeschwindigkeit zu halten, die meistens am Limit der entsprechenden Motorleistung liegt.

Verblüffend ist, dass die Busse einen Fahrplan haben. Und sie fahren auf die Minute genau ab. Für das Gepäck haben die meisten Busse hinten ein kleines Gepäckfach das mit einer oft verklemmten Türe verschlossen ist. Beim Umsteigen will dann Astrid beim Bus die Türe öffnen, nur ist es leider einer ohne Gepäckfach und Astrid hält verdutzt das herausgerissene Rücklicht in der Hand.

Wasser überall

In Tissa(mahara) nächtigen wir dann in einem ziemlich unattraktiven Hotel mit einem tollen Swimmingpool. Sobald wir ins Hotel kommen, kühlen sich die Kinder auch schon im Chlorwasser ab. Da ist es nicht weiter schlimm, dass die Aircondition im Zimmer ein paar mal ausfällt, wir können ja jederzeit ins Wasser...

Am zweiten Tag dann kommt der Hotelbesitzer und sagt uns, dass nachmittags die Schule im Pool Schwimmstunde habe. Als dann die grossen schwarzen Autos vorfahren und die gut gekleideten Kindchen ausspucken wird uns klar, dass es sich hier nicht um die öffentliche Schule handelt sondern eher um teure Privatstunden. Anouk möchte mitmachen. Der Schwimmlehrer lässt sich überzeugen für umgerechnet ein Zehnernötli. Ziemlich speziell, die Stunde beginnt mit 20 Minuten Trockenübungen. Dann kommt Anouk dran. Bis jetzt paddelte Anouk nur mit den Flügelchen herum. Nun plötzlich sollte sie ohne Hilfe schwimmen. Sie lässt sich geduldig durch's Wasser hetzen. Der schöne Schwimmlehrer lässt nicht locker. Die stolzen Blicke zu Mama und Papa werden verzweifelter. Und immer wieder ruft er " bubbles"' was so viel heisst wie: Kopf runter und entspannt ausatmen. Am Schluss der Stunde ist Anouk total am Ende. Aber einen Anfang von Schwimmen hat sie gelernt. Am nächsten Tag schwimmt sie zwei Längen ohne  Flügeli! Den Kaugummi hat sie sich verdient und wir denken, dass die zehn Franken gut investiert sind.

im Yala Nationalpark

Um eine Safari zu geniessen braucht es einen gewissen Jagdtrieb. Der erste Safarijäger der uns bereits im Bus nach Tissa anwirbt ist Janka. Safarijäger kennen kein Pardon und sind nichts für Langschläfer. Bereits um 4.30 Uhr müssen wir beim Hotel bereit stehen, bekommen vom Hotel liebevoll in Alufolie eingepackte Toastbrot-Sandwiches, gekochte Eier (auch eingepackt) und Bananen (ebenfalls). Bereits hier erahnen wir, dass Janakas unser Fahrer ein eingefleischter Jäger ist. Wo überall an den Strassenrändern noch verschlafene Jeeps auf ihre Insassen warten brausen wir bereits durch die leeren Strassen Richtung Park. Aber kurz vor dem Parkeingang erspäht Janaka auf der Schottenpiste einen Jeep der vor uns fährt! Eine wilde Aufholjagd beginnt und bei einer Baustelle gelingt es Janakas tatsächlich, eine Abkürzung durch ein Sumpfloch zu finden und den anderen Jeep zu besiegen. Wir staunen ob seiner Fahrkünste. Um 5.30 Uhr treffen wir beim Parkeingang ein. Wir haben es geschafft. In der Pool Position können wir bei Parköffnung punkt 5.45 Uhr unsere Safari beginnen.

Bereits nach wenigen Metern merken wir, dass es sich gelohnt hat. Ein ziemlich grosses Krokodil verzieht sich in markantem Echsen-Watschelgang vor uns in die Büsche - eindrücklich! Nach ein paar Hasen und Pfauen gehts in hohem Tempo ins Parkinnere. Jankas sucht jeden Felsen ab und nimmt jede noch so holprig ausgewaschene Piste in Kauf. Wir werden in unserer Sänfte mehr oder weniger sanft hin und her geworfen. Ab und zu gibt es auch gemütliche Passagen. Zwei riesige Krokodile, jede Menge Wasserbüffel, Eine Art Rehe, bunte Vögel (inkl. Eisvogel) zeigt uns Janakas. Nur leider fehlt immer noch der Höhepunkt: Der Leopard!

Plötzlich erhält Janaka einen Anruf worauf er wie von der Tarantel gestochen zurück fährt und in eine schmale Sandpiste einbiegt. Nach mehreren Kilometern Fahrt sind wir offensichtlich am Ziel. Unübertrieben 40 bis 50 Jeeps produzieren mitten im Dschungel einen riesigen Verkehrsstau. Dreispurig versuchen die Jeeps sich aneinander vorbei zu zwängen. Aber wo ist der Leopard? Mitten im Verkehrsstau werden wir aufgeklärt, dass sich das gute Tier gerade im Gebüsch neben uns befindet. Und tatsächlich erblicken wir durch die Dornen das stattliche Tier. Wie eine Hauskatze liegt er am Boden und amüsiert sich wenige Meter von der Strasse entfernt über die ekstatischen Menschen auf ihren röhrenden Gefährten.Wenig später dann Ende der Vorstellung, der Protagonist trottet gelangweilt davon. Die Jeeps immer noch heillos ineinander verkeilt. Hier jedoch kommt Jankas ausgeprägter Jagdinstinkt wieder zum Tragen. Auf unerklärliche Weise kann er sich aus dem Autochaos wieder befreien und wir fahren auf der Strasse ein Stück weiter. Dann wieder kurzes Telefon, Rückwärtsgang und wir stehen direkt unter dem Baum wo es sich der Leopard gemütlich gemacht hat. Keine drei Meter sind wir von seiner Schwanzspitze entfernt. Wir schauen und schauen und füllen den Fotoapparat mit Bildern von Baumrinde, gemustertem Schwanz und Hinterpfoten. Irgendwann treten wir die Rückreise an, beglückt über unsere Trophäe und vorbei an einer endlosen Warteschlange von Jeeps, die ihren Höhepunkt (vielleicht) noch vor sich haben. Vielleicht wird das Treiben dem Leopardenmännchen (soviel konnten wir gerade noch erkennen) auch zu bunt und es verzieht sich wieder in den Busch. Unsere katalanischen Mitjäger zücken gleich das Handy und teilen der Facebook-Welt ihren Erfolg mit.

Nun können wir uns wieder entspannen und geniessen die Fahrt zum Meeresstrand, wo wir noch auf eine Affenkolonie treffen. Nach einer Verschnaufpause mit Melone und Banane gehts weiter. Der Elefant, der Elefant fehlt uns noch. Astrid ist schon ziemlich ungeduldig. Da kommt das erlösende Telefon. Nicht weit von uns wurde eine fünfköpfige Elefantenherde gesichtet. Diesmal sind es nur fünf Jeeps, die auf der Strasse stehen. Die Elefanten spazieren in gemächlichem Tempo zwischen den Autos durch über die Strasse. Wir entdecken zwischen den grossen Beinen noch ein ganz kleines Elefäntchen. Eindrücklich, diese majestätischen Viecher!

Prall gefüllt mit Eindrücken dösen wir auf der Rückfahrt vor uns hin. Im Hotel dann holen wir unseren wohl verdienten Schlaf nach.

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